Die Langeoog-Lektion by Antje Friedrichs

Die Langeoog-Lektion by Antje Friedrichs

Autor:Antje Friedrichs [Friedrichs, Antje]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Küsten - Krimi
ISBN: 9783954750474
Herausgeber: Prolibris Verlag Rolf Wagner
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


„Kiek mal wedder rin!“

„Die Jungs“, sagte Tjaden. „Das sind die nächsten auf unserer Liste.“

Einträchtig fuhren sie nebeneinander her, wobei sie die gesamte Breite der Bahnhofstraße für sich in Anspruch nahmen. Es war immer wieder herrlich, einmal autofrei zu sein! Nur ein paar kofferrollende Urlauber kamen ihnen ab und zu in die Quere oder sie mussten einem Elektrokarren, bis oben hin mit Getränkekisten beladen, ausweichen, gefolgt von einer Pferdekutsche, vollgestopft mit Urlaubern und Gepäck, die ihnen im Zockeltrab entgegenkam. Geduldige Gäule, dachte Tjaden. Immer dieselben Wege, tagaus, tagein, und – noch schlimmer – immer dieselben Gespräche im Ohr übers Wetter und die Sehenswürdigkeiten der Insel, und obendrauf die ständige Ermahnung: „Bitte nicht streicheln und nicht füttern“! Geduldige Gäule. Nichts schien sie zu erschüttern. Gleichmütig wirkten sie, abgestumpft. Unvorstellbar, dass er sich auch einmal so fühlen könnte. Ihn dürstete immer nach Abwechslung. Außerdem könnte er keinen peitschenschwingenden Kutscher über sich ertragen. Auch wenn es eine Kutscherin war, wie diese hier, die mit einem auftrumpfenden „Moin, Herr Kommissar!“ an ihm vorbeirollte. Auf Langeoog war er nicht gerade bekannt wie ein bunter Hund, für 12 000 Urlauber war er ein Nobody, zum Glück, aber unter den Insulanern war Onno Tjaden durchaus eine feste Größe. Er musste sich also auch einwandfrei benehmen. Eine Entgleisung würde umgehend seiner Mutter gemeldet, und dann wusste es die ganze Familie einschließlich Maria ...

Sie bogen in eine Nebenstraße ein, die gepflasterten Pfade wurden schmaler, immer dichter wuchsen Gärten und Glasveranden zusammen. Rettungsspoor Nr. 12. Ganz in der Nähe von Janina Eilers , der Kassiererin, stellte Tjaden überrascht fest. Die Gärten der beiden Häuser grenzten aneinander. Zufälle gab’s! So klein ist die Insel fürs Leben.

Hier musste es sein. Sie lehnten ihre Räder gegen den Zaun. Das Häuschen lag für sich, von Rasen umgeben, der allerdings schon ziemlich wucherte und von allerhand Kraut durchsetzt war, das in einem gutbürgerlichen Rasen nichts zu suchen hatte. Hier fehlte die ordnende Hand am Rasenmäher. Was darauf schließen ließ, dass die Eigentümer sich schon länger nicht hatten blicken lassen – vermutlich segelten sie gerade in der Ägäis – und dass die Kinder oder Enkel die Stellung hielten. Die Haustür schmückte ein Kranz aus Strandhafer, dem Immergrün Volumen gab. Er war mit Muscheln bestückt und mit einer Schärpe, welche die gestickte Aufschrift trug: „Kiek mal wedder rin!“

„Da lassen wir uns nicht lange bitten“, bemerkte Tjaden. „Wenn man uns so freundlich auffordert.“ Streng genommen handelte es sich allerdings um einen Abschiedsgruß. Hier sagte man „Auf Wiedersehen“, bevor der Gast überhaupt die Schwelle überschritten hatte – apart!

Im Obergeschoss waren die Jalousien heruntergelassen.

„Ob die jetzt da sind?“, fragte Heike skeptisch. „Die sind doch bestimmt unterwegs. Für die Piste ist es aber noch ’n bisschen früh, oder?“ Auf der Piste, also Düne 13 oder wo auch immer, jedenfalls Disco oder Ähnliches.

Tjaden hatte Mühe, den Namen am Türschild zu entziffern: „Schnauck“. An den Namen, der wie ausgedacht klang, erinnerte er sich. Julian Schnauck stand auf der Liste der Kurverwaltung. Und dies war vermutlich das Ferienhaus seines Vaters, wahrscheinlich gerade nicht anwesend, und er und seine Freunde genossen die sturmfreie Bude.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.